Donnerstag, 25. März 2010

Gastartikel von Roger Guth

Gelegentlich schreibt in meinem Tagebuch einer meiner Freunde als Gast. Gastartikel wiedergeben ausschliesslich die Meinung des Autors und nicht die meine. Die hier publizierten Worte stammen vom ehemaligen Basler Roger Guth, der heute in Kfar Saba wohnt. Roger ist ein Zionist der ersten, oder sagen wir, der zweiten Stunde. Er kannte noch Chaim Weitzman und zahlreiche andere Zionisten der wirklich ersten Stunde und half noch in der Vorkriegszeit mit, Basler Zionistenkongresse zu organisieren. In reiferen Jahren war er Mitglied des SIG-Vorstandes und Präsident des heute, meines Wissens nicht mehr existierenden Schweizerischen Zionistenverbandes. Roger war einer der Initianten der Petition an das Deutschweizer Fernsehen SF1, die dieser Tage Unterschriften sammelt.

Mein lieber Freund, 22. März 2010

Hier ist meine Antwort auf Fragen zur Petition an das Deutschschweizer Fernsehen
(www.israelforum.ch). Sie wurde bisher von weit mehr als 1000 Protestierenden unterzeichnet. Erwähnt ist dort auch die Website www.andremarty.com , wo mit konstanter Sturheit Israel als Negativum dargestellt wird. Das Resultat des Wirkens Andre Martys unterscheidet sich leider kein Jota von demjenigen eines Agenten der arabischen Propaganda- Zentrale.

Schon wieder wird die Menschheit wegen den Juden planmässig belogen, betrogen und getäuscht! Infolge der Erkenntnis die Zerstörung Israels sei mit periodischen Kriegen und tödlichem Terror nicht zu erreichen, erlebt man jetzt einen die Tatsachen verdrehenden riesigen Propaganda-Feldzug zur weltweiten Dämonisierung und Delegitimierung des Staates Israel.

In einem Provisorium zwischen Bangen vor Kriegen und der Hoffnung auf Frieden muss der von der UNO anerkannte Staat Israel seit 62 Jahren leben. Allzuviele bagatellisieren dieses Provisorium. Doch es absorbiert enorm viele Kräfte und Finanzen, die in einer friedlichen Atmosphäre für konstruktive Tätigkeiten frei wären. Ja es ergeht Israel wie dem Besitzer eines von Lawinen bedrohten Gartens: Er muss zuerst die Lawinen-Verbauungen errichten und während Jahrzehnten manches im Garten vernachlässigen. Da wuchert eben unaufhaltsam auch ungern erblicktes Unkraut.

In Israel konnten sich während dem allzulangen, gefährlichen Provisorium kleine Minderheiten intoleranter Extremisten mancher Schattierung breit machen. Sie aber dürfen eben von gewissen Freiheiten einer Demokratie Gebrauch machen, auch der Freiheit der Rede und des Demonstrierens.

Doch ich komme von meinem vor etwa 25 Jahren ausgesprochenen Satz nicht los: " Sie haben keine Ruhe bis kein Stein mehr auf dem anderen steht". Sie, das sind jene, die damit auch an den Fundamenten rütteln und nicht sehen wollen, dass dadurch alles ins Wanken gerät. Sie, das sind jene, die vorgeben als Medienschaffende eine Pflicht zur Begutachtung, Bewahrung und Förderung echter Demokratie zu haben. Sie, das sind jene, die andauernd von Freiheit reden, aber diese ununterbrochen missbrauchen. Sie, das sind doch jene die den Kampfruf "Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit!" heute in Tat und Wahrheit ersetzt haben durch das weitgehend benützte Leitmotiv "Freiheit, Gleichheit, Respektlosigkeit". Ich bin recht froh darüber, dass mir kürzlich mein Freund Uri Russak folgendes Zitat von Berdjajew zu Dostojewski übermittelte: "Die Freiheit kann nicht identifiziert werden mit dem Guten, mit der Wahrheit, mit der Vollkommenheit. Die Freiheit hat ihre eigene selbständige Natur, die Freiheit ist Freiheit und nicht das Gute".

Im Rahmen der Pressefreiheit wurde auch das Auflagen steigernde Leitmotiv westlicher Medien geschaffen: "Good news is no news". Eine Direktive die Sensations-Hascherei und Schlammkampagnen fördert und leider täglich zur Zerstörung der politischen Kultur beiträgt. Man veröffentlicht vorwiegend negative Berichte und gesuchte oder gefundene Skandale. So
Fördert man aber automatisch ein negatives Bild über Israel.

Jeder Zirkusdirektor, auch jede Mutter von Kindern weiss, dass ein Lob am richtigen Ort zur richtigen Zeit bei Menschen und Tieren helfen kann Leistungen zu fördern. In der Politik und in der Welt der Medien ging diese Erkenntnis verloren. So werden aber auch gute Kräfte weltweit abgehalten in die Politik zu gehen oder steigen angewidert aus. Jugendliche und manche andere werden betört und verwirrt.


Ständerat Miville schrieb vor Jahren: "Der 3.Weltkrieg hat begonnnen". Doch statt sich über solches grosse Sorgen zu machen, lenkt man die Völker auf relativ kleine Ereignisse ab. Und unerbittlich wirkt der Tsunami der Zerstörung ganzer Branchen der westlichen Wirtschaft: Zahllose Schuhfabriken, Gerbereien, Webereien, Spinnereien und Maschinenfabriken, mussten ihre Werke schliessen. Auch z.B. Hersteller von Lokomotiven, Waggons und Geleisen, statt zu helfen die Luftverschmutzung durch Autos einzudämmen.

Aber Ingenieure und Ökonomen dürfen sich dafür jetzt fragen, welche Sorten Industrien man z.B. in der Westbank zur Erhöhung der Lebensqualität ansiedeln sollte. Und sie müssen sich wohl weiter den Kopf für realisierbare wirtschaftliche Verbesserungen zerbrechen, weil man jetzt bald aus China und Umgebung , wo die Löhne ein Bruchteil derjenigen der Westbank betragen, alles in voller Freiheit importieren kann und will.

Anderseits flimmert am Westbank-Horizont das Signal der Gefahr von mehr Arbeitslosen, infolge von kontraproduktiven, völlig absurden Boykott-Bestrebungen. Zur Vernunft gerufen sind jene, die in der Westbank von Israelis geschaffene Industriezonen ignorieren wollen, die jetzt Tausenden von Arabern Arbeit und Brot verschaffen. Allein in Barkan sind z.B. von 6000 Angestellten über 3500 Araber tätig. Doch gar manche Journalisten sehen Wesentliches nicht, weil sie meistens lediglich hinter ihrem Computer hocken, um sich als Experten auf allen Gebieten vernehmen zu lassen und Ungesehenes oder Unerwünschtes zu verschweigen. Einer der Experte in allen Gebieten heisst Andre Marty.

Er sprach doch kürzlich von Migrationsströmen, doch er verschwieg elegant , dass wir wiederum eine der seit jeher stattfindenden Völkerwanderungen erleben oder dass es seit jeher Mauern und Tore gab, um unerwünschte Eindringlinge abzuhalten. Und er übersah auch, dass seit der Existenz des so sehr kritisierte Sperr-Zaunes zur Westbank die schrecklichen Selbstmord-Bombenattentate nahezu aufgehört haben.

Verschwiegen wird auch, dass die kritisierten Kosten der Verstärkung des existierenden Grenzhägleins zu Ägypten nur ein Bruchteil von dem sind, was Israel für die Sicherheit auslegen muss, nämlich von den steten Kosten für die Bewachung und Unterhalt der Abschrankungen, die Einrichtungen und Bewacher von Zugängen zu Spitälern, Krankenkassen, Supermärkten, Kinos, Theater, Banken, Hotels, Restaurants etc., um Suizid-Bomber vor der geplanten Tat zu erkennen oder der Aufwand für 3 Jahre Militärdienst der Jugend Israels.

Nach 73 Jahren arabischer Ablehnung sämtlicher Teilungspläne wird durch unablässig vorgetragene Maximalforderungen, immer noch jeglicher Fortschritt verhindert . Mit frommem Blick himmelwärts wird so getan, als ob Israel einseitig an die von den Arabern abgelehnten Teilungspläne ewig gebunden wäre!

So ist doch die Frage nicht abwegig: Wo in der Welt des Handels und Wandels ist es denn üblich, so etwa zu verkünden " Ich komme auf Ihr Angebot von 1948 zurück, ich akzeptiere es jetzt, allerdings zu gleichem Preis und Konditionen wie vor 62 Jahren". Vielleicht, dann noch unter Beifügung: *Willst Du nicht so mein Partner sein, so schlag ich Dir den Schädel ein".

Jedoch, die Welt wurde von jenen aufgebaut und verbessert die positiv denken und massvolle Kritik für den Fortschritt auswerten, aber niemals von jenen, die möglichst viel Negatives und Unrealistisches verbreiten.

Mit den besten Grüssen Roger Guth

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