Freitag, 12. Februar 2010

Über die Rationalität arabischer Politik

Es ist schon gut fünfzehn Jahre her, dass ich in Kairo war. Auf einer Geschäftreise zwar, doch nahm ich die Gelegenheit wahr einige touristische Highlights zu besuchen, wie das grossartige Ägyptische Museum und die Pyramiden. Ich machte auch eine Visite zu Sadats Grab und da in der Nähe auch das Denkmal für den ägyptischen „Sieg“ über Israel im Yom-Kippur Krieg steht, sah ich mir auch dieses an. Da ich ein höflicher Mensch bin, unterdrückte ich einen Lachanfall, denn ich wollte meine Gastgeberin Mona, damals Geschäftsführerin unserer dortigen Filiale, nicht beleidigen. Zwar ist sie Koptin, Mitglied dieser von den Islamisten Ägyptens heute ganz besonders blutig verfolgten christlichen Kirche und wird deswegen ihr rationales Denken, das sie in ihrer erfolgreichen Arbeit täglich bewies, nicht mit arabischem Wunschdenken und politischem Selbstbetrug verwechselt haben.

In 1973 stand General Ariel Sharon mit seiner Division hundertfünfzig Kilometer vor Kairo, hatte Ägyptens Dritte Armee umzingelt und bedrohte Ägyptens Hauptstadt. Er zog ausschliesslich deshalb wieder ab, weil der Westen die israelische Regierung dazu zwang. Diese Tatsache wird dem ägyptischen Volk bis heute vorenthalten, stattdessen wurde ein Siegesdenkmal gebaut und damit ein Sieg vorgegaukelt, der eigentlich, rational gesehen, eine weitere katastrophale Niederlage für die angreifende arabischen Armee war. Wahrheit wurde durch arabische „Rationalität“ ersetzt, ein weiteres Beispiel für den kaum vorhandenen Realitätssinn dieser Welt.

Der Mangel an rationalem Denken und das Verhalten der arabischen und islamischen Welt wird im Westen weder von Regierungen, Kommentatoren oder Bürgern, ausgenommen von apologetischen Gutmenschen, die auch das „verstehen“, begriffen. Ich bin schon vor langem zum Schluss gekommen, dass diese Eigenschaft der Hauptgrund ist, warum die freie Welt in ihren Bemühungen, die arabische Welt zu befrieden (denken wir an Irak, Iran, Afghanistan, Pakistan, Saudiarabien, Yemen usw.) auf keinen grünen Zweig kommt. Denn in diesen Ländern denkt man anders, funktioniert man anders, kritisches Denken wird durch Religion, Tradition und mangelndes Wissen unterbunden und statt realistischem Denken gibt man sich dem Erfinden von Verschwörungstheorien hin. Kosten-Nutzen Denken ist mit dem gängigen jihadistischen Todeskult, dem von den die islamische Welt führenden Islamisten öffentlich gefördertem Hass, sei es auf Juden, Amerika, Christen, sei es auf die Moderne und ähnlichem nicht zu vereinbaren.

• Wir (die westliche Welt) denken noch immer und wider täglicher das Gegenteil beweisender Evidenz, dass Iran und seine atomaren Rüstungsanstrengungen durch wirtschaftliche oder gar militärische Beeinflussung beeinflusst werden kann. Die iranische Regierung pfeift darauf und Ahmedinejad sagte offen, dass es ihr nichts ausmache, Israel zu zerstören, auch wenn es Millionen iranische Leben koste.

• Wir dachten stets, dass Saddam Hussein seine Gaskriege gegen seine eigene Bevölkerung und seine Bedrohung der Nachbarländer auf Grund der schlechten Presse einstellten würde. Er musste gestürzt und gehängt werden – doch noch immer gibt es grosse Kreise, die ihn posthum verehren (wie es heute mit Stalin in Russland geschieht) und sämtliche Gründe für den heutigen Blutzoll bei den USA und anderen westlichen Ländern, statt bei Al-Kaida, suchen. Kosten für das irakische Land sind enorm, Nutzen ist wenig auszumachen. Von Kosten-Nutzen Denken ist nichts zu spüren. Die irakischen Eliten und die jihadistischen Terrorbanden halten offensichtlich wenig von Zusammenarbeit zum Wohle des Landes, Jeder gegen Jeden ist heute populär.

• Hamas (von Fatah halte ich nicht viel mehr) Priorität ist das Töten aller Israelis, das Verfolgen von Christen in Gaza, Korruption und das Stehlen von für den Wiederaufbau bestimmter internationaler Gelder, zwecks weitergehender Aufrüstung. Das Wohlergehen der eigenen Bevölkerung ist ihr völlig egal, diese wird als politische Schachfigur benützt, die selbst verursachte Not wird der Presse professionell vorgeführt. Eine Not übrigens, die sich mit der Not der Menschen in Manila, Kairo, Kalkutta and anderen wirklich überbevölkerten Orten überhaupt nicht vergleichen lässt.

• Nirgends ist das fehlende Kosten-Nutzen-Denken so offensichtlich, wie bei den Palästinensern. Man denke an den Selbstmordterrorismus, den internen Terror gegen die Vernunft und deren Elite, gegen Christen und die allumfassende Korruption, die seit der Rückkehr Arafats s.A.

• Ein Kosten-Nutzen-Denken Ägyptens würde die Zusammenarbeit und den Wohlstand dieses Landes fördern. Stattdessen gibt es einen sehr kalten Frieden, der ausser einigen Regierungsmitgliedern und ganz wenigen Intellektuellen, so kalt ist, dass einem das Schnäbeli abfrieren kann. Das ägyptische Volk wird zum Juden- und Israelhass aufgehetzt, die muslimische Brüderschaft des Landes, denen Kosten-Nutzen-Denken ein Begriff wider die Natur ist, sorgt dafür. In Jordanien ist es ähnlich, auch wenn viele Israelis dort Geschäftsverbindungen haben und ein gewisser Tourismus nach Petra besteht. Das jordanische Volk hasst Israel und Juden und ist einem gelegentlichen Terrorakt nicht abgeneigt. Seine wachsende Mehrheit besteht aus Palästinensern – die beduinische Armee des Königs wacht darüber, dass diese nicht wieder die Revolution proben, wie in 1970. Das sind vor allem Kosten, einen produktiven Nutzen gibt es in Ägypten keinen, in Jordanien wenig.

„Juden sind Juden, egal ob vom Likud oder der Arbeitspartei. Es gibt unter ihnen keine moderate oder friedenswillige. Man muss sie schlachten und töten. ” Das ist ein Auszug aus der “Predigt” eines Imams der Hamas, dem Herrn Dr. Ahmad Abu Halabiya, Rektor of Advanced Studies der Islamic University in Gaza. (klick auf TV-Video Library > Topic VI), zwar in Arabisch und mit englischen Untertiteln versehen, doch hören- und sehenswert. Viel mehr als oben Erwähntes hat er nicht zu sagen, denn ausser für Judenhass – in diesem Fall religiös verbrämt – ist seinem Hirn keinen Platz vorhanden. Das hier gezeigte Beispiel ist nur eines von vielen. Es gibt Tausende davon, aus Gaza, der Westbank, Saudiarabien, Ägypten, Irak und den meisten Ländern des Islams. Dieser kurze Film führt vor, was ich oben geschrieben habe: Rationalität (wenn je vorhanden) hat in der muslimischen Welt dem dumpfsten möglichen Judenhass Platz gemacht und das seit den zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts, mit dem Aufkommen der Muslimischen Brüderschaft von Hassan Al-Banna. Die Worte sind klar und es liegt an den Medien, an den vernünftigen Muslimen und deren Politikern (dies es gibt, sich aber mit Recht fürchten, sich öffentlich und aktiv dagegen zu wehren und diesen Fanatikern das Handwerk zu legen). Politisch nicht ganz so korrekte, dafür ehrliche Europäer und einige Amerikaner tun das seit langem, doch statt das Übel an der Wurzel anzupacken werden Alibiveranstaltungen wie die Minarettabstimmung der Schweiz veranstaltet, die ausser einem schlechten Namen für dieses Land, nichts ergaben. Das Übel der völlig fehlenden Rationalität der öffentlichen muslimischen Welt, ob in ihrer eigenen Region oder heute im Westen, ist das zu bekämpfende Grundübel. Dazu sind in allen europäischen Ländern genug bestehende Gesetze da, das Terrorapologetentum aus den eigenen Reihen muss blossgestellt und bekämpft werden, denn es ist ebenso realitätsfern und gefährlich, wie der von ihnen verstandene und liebevoll unterstützte jihadistische Terror an sich, egal ob in Israel oder im Rest der Welt.


Leider, das darf nicht unterschlagen werden, haben sich in Israel in den vergangenen Jahrzehnten ähnliche Phänomene dieser Art entwickelt, auch wenn sie von der Mehrheit der Israelis nicht akzeptiert werden. Grossisraelfantasten, ob sekulär-geschichtlich oder religiös-fundamentalistisch, sind politisch sogar in der gegenwärtigen Regierung vertreten. Ihre Eiferer üben Gewalt gegen die arabische Bevölkerung der Westbank und werden von der Armee und Polizei zu oft mit Glacehandschuhen angefasst. Das, so denke ich, aus falschen politischen Rücksichten und auch, weil es heute vermehrt Soldaten gibt, die extremistische Ansichten mit einigen Siedlergruppen und der sogenannten Hügeljugend teilen. Dahinter stehen, wie bei den Muslimen die Imame, bei den Juden eine grössere Zahl moralisch korrupter Rabbiner, die Hass streuen und Gewalt begrüssen – darüber ich habe in meine Tagebucheintrag vom 20.1.2010 über die Zeloten unserer Tage meine Betrachtungen geschrieben. Folgen ihrer Aktionen interessieren auch sie nicht, ein Kosten-Nutzen Denken ist ihnen fremd, genau wie arabischen Extremisten. Nutzen gibt es keinen, die Kosten interessieren sie nicht. Höchsten das Ego jauchzt über diese „gottgefälligen“ Taten. Zu relativieren gibt es da nichts, die Unterschiede zwischen arabischem und jüdischem Mangel an Rationalität sind zwar noch immer gross, ganz besonders in ihrer Auswirkung auf die Politik der jeweiligen Regierungen. Das Phänomen offizieller palästinensischer und arabischer Kommunikationen in zwei Sprachen und jeweils mit völlig verschiedenen, ja gegenteiligen Aussagen, gibt es nur in der arabischen und ganz speziell in der palästinensischen Gesellschaft. Was der Welt in englischer Sprache mitgeteilt wird, ist das Gegenteil dessen, was dem arabischen und palästinensischen Volk von seinen Anführern und Politikern zum selben Thema in Arabisch gesagt wird. Was in Englisch vernünftig klingt, ist in Arabisch ein Aufruf zum Juden- oder Amerikanerhass. Ein Blick in MEMRI Übersetzungen von Texten und Filmen aus dem Arabischen bestätigt das. Onkel Arafat war Meister dieses Faches, seine Jünger haben ihn überlebt und zeigen, dass sie wenigstens im Doublespeak lernfähig sind.

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