Samstag, 6. Juni 2009

Weiter zu Obamas Kairo Rede

6.6.2009

Nach Obamas Rede in Kairo sah ich mich nach Kommentaren um, denn sie beschäftigt mich weiter. Aber erst ein Muster für den direkten und durchschlagenden Erfolg dieser Rede, aus der Feder von Nahum Barnea (Yediot Ahronot), gefunden in Joachim Steinhöfels Blog:

„Nach Obamas gestriger Rede in der Universität von Kairo versammelten wir, sechs Journalisten aus der muslimischen Welt und Ich, der Reporter von Yedioth Ahronoth, uns um einen runden Tisch in einen Nebenraum. Der Präsident wollte uns ein Interview geben. Die ursprüngliche Gruppe umfasste acht Personen. Der Syrer erschien nicht, nachdem er erfuhr, dass ein Reporter aus Israel eingeladen war. Der Libanese, Naoum Sarkis, saß mit uns am im vorderen Bereich der Halle, aber als er erkannte, woher ich kam und wen ich repräsentierte, machte er sich aus dem Staub.“

Ich weiche von meiner ersten Einschätzung der Worte Obamas nicht ab, möchte aber zwei Punkte anbringen, die sich mir inzwischen aufgedrängt haben. Erstens, die Rede war gut gemeint, zeugte aber, trotz arabischen Phrasen und Zitaten aus dem Koran, von einer naiven Blauäugigkeit gegenüber heutiger arabischer Kultur. Der Anlass war, davon bin ich überzeugt, nur deshalb ein „Erfolg“, weil die „gemässigte“ arabische Welt aus Furcht vor der iranischen Bedrohung heute so stark gelähmt ist, dass sie sogar dem amerikanischen „Teufel“ ein Bühne bietet und ihm Beifall klatscht. Sie erwartet, dass er das Atombombenproblem Iran löst. Zweitens, diese Regierungen der „gemässigten“ arabischen Welt, werden sich nicht, sogar wenn sie wirklich wollten, gegen ihr eigenes Volk durchsetzen können, ohne ihre eigene Existenz zu gefährden. Auf der anderen Seite, bin ich mir nicht sicher, ob nicht der Versuch gemacht werden muss, Strategie und Taktik zu ändern, nach dem die bisherigen Friedensbemühungen, soweit es überhaupt wirkliche „Bemühungen“ waren, null Ergebnisse gebracht haben. Der Frieden mit Ägypten und Jordanien exerziert es vor: Frieden gibt es mit den Regierungen, der Rest der Bevölkerung hasst uns so inbrünstig wie eh und je.

In riesiger Mehrheit, aufgeputscht von Islamisten, dem Klerus und, besonders in Ägypten und Jordanien, von Berufsverbänden (siehe obigen Bericht von Nahum Barnea und eigene Erfahrung), will unnachgiebig dem Hass auf Israel und Juden weiter gefrönt werden. Die Zerstörung Israels ist zur islamischen Sache erklärt worden, in einer „Umma“ gibt es nur eine Nation, den Islam. Da gehört Israel gar nicht dazu. Auch wenn die erste Sorge Israels, seine eigene Sicherheit und sein Überleben sind, dürfen wir uns nicht von messianischen Siedlern einwickeln lassen, sondern müssen uns weiter bemühen, mit unseren Nachbarn einen friedlichen Modus Vivendi zu finden. Ob das gelingt, steht auf einem anderen Blatt. Aber die Zeiten von Amalek sind schon seit einigen Jahrtausenden vorbei.

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