Dienstag, 10. März 2009

Motivation

11.3.2009

"Wo kämen wir den hin, wenn wir Israel nicht mehr kritisieren dürften" oder "Man wird doch noch Israel kritisieren dürfen, ohne gleich zum Antisemiten gestempelt zu werden". Solche oder ähnliche Sprüche sind immer wieder zu lesen und hören. Grundsätzlich stimmen diese Klagen, zum Teil wenigstens. Doch wer, wie ich, schon versucht hat, an einer antiisraelischen (pardon, israelkritischen) Veranstaltung teilzunehmen und seine eigene Ansicht vortragen will, macht Erfahrungen, die mit toleranten, partnerschaftlichen Diskussion nicht das Geringste zu tun haben. Ein Fürsprecher Israels wird in fast allen Fällen am Reden gehindert, niedergeschrien oder gar tätlich angegriffen. Diese Erfahrung habe ich selbst schon in Zürich und einmal sogar in "meiner" Kunstgalerie in Umm El-Fahm gemacht, wo jüdische Extremistenweiber mich fast schon Teeren und Federn wollten, weil ich ihre Ansicht nicht teilte. Treffen mit selbst gestylten Palästinafanatikern sind unangenehm und beinahe eine Einladung zum Selbstmord. Unter anderem deswegen, weil Extremisten, seien sie aus linkem oder rechtem Lager, sich finden und höchstens in wenig wichtigen Feinheiten unterscheiden.

Ein hervorragendes, vor wenigen Tagen zu beobachtendes Beispiel dieser These war das Daviscup Tennisturnier in Malmö (Schweden). Die Spiele fanden vor leeren Tribünen statt, weil die Stadtregierung sich, offiziell aus Gründen der Sicherheit, weigerte Publikum zuzulassen. Die Spiele fanden statt, ebenso eine extrem gewalttätige und destruktive Demonstration, deren offizielles Ziel es war das Tournier zu verhindern. Besonders interessant war die Tatsache, dass nach dem Aufruf zu dieser Demo durch linke antiisraelische Kreise, angeführt von einem Malmöer Stadtrat, sich auch Neonazis zum Mitdemonstrieren meldeten. Offiziell war die Linke entsetzt, Teilnahme der Neonazis sei eine Provokation - vielleicht meinte sie es sogar, doch die Motivation beider Extremistengruppen – Links und Rechts – ist grundsätzlich die Selbe: Judenhass. Beide können ohne ein Objekt für ihren Drang zum Hassen nicht existieren.

Randalierende Neonazis und Palästinafans machten viel kaputt, verbrannten Polizei- und andere Autos, verletzten Polizisten, waren aber im Endeffekt erfolglos. Nicht nur fand das Tournier ungestört statt – es seien doch etwas zweihundert Zuschauer dabei gewesen, sondern Israel gewann und ist im Daviscup eine Runde weiter.

Im Blog "Lisas Welt" steht zum Thema Kooperation linker und rechter Extremisten folgende, sich aufdrängende Erkenntnis: "So wuchs schließlich zusammen, was zusammen gehört", in Anlehnung an Willi Brandts Worte beim Fall der Berliner Mauer in 1989.

PS: Man darf doch noch Israel kritisieren dürfen, oder? Ich tu es ja auch. Nur beim Hassen habe ich Mühe.

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