Dienstag, 13. Mai 2008

Die Antis

7.5.2008

Als Golda Meir Premierministerin war, versuchte sie Henry Kissinger dazu zu bringen, Israel zu einer Toppriorität zu machen. Kissinger schrieb ihr einen Brief: „Ich möchte Sie informieren, dass ich erstens amerikanischer Staatsbürger, zweitens Aussenminister und drittens Jude bin“. Golda schrieb ihm zurück: „In Israel lesen wir von Rechts nach Links!“. Das hat zwar mit dem untenstehenden Thema wenig zu tun, aber jüdische Witze sind immer willkommen.

Im TagiMagi, dem Tages-Anzeiger Magazin des vergangenen Wochenendes war ein erstaunlicher Artikel von Reto E. Wild, in dem er die übliche Presseberichterstattung über Israel und dessen freundliche Feinde seiner Nachbarschaft aufs Korn nimmt. Viele meiner Freunde und Tagebuchleser machten mich darauf aufmerksam und ich will nicht auf dessen Inhalt eingehen. Denn, wie es scheint, machte dieser Artikel Furore, die sich auch in den dem Artikel nachfolgenden Leserbriefe ausdrückt. Foren sehe ich kaum je an, ausser eben in dieser besonderen TagiMagi Ausgabe. Ich hatte den Plausch, schrieb gleich dreimal, wurde attackiert, beschimpft und schrieb eiscool zurück – mein Blutdruck bleib normal. Wer mehr darüber erfahren will, soll den Artikel und diese Briefe lesen (siehe obigen Link).

Seit gestern um Mitternacht, als ich in meine Mail guckte und die Pressemitteilung der Gesellschaft Schweiz-Palästina fand, bin ich verärgert. Daniel (Vögeli)Vischer, dem man, nachdem er den Prozess gegen David verloren hat, heute gerichtlich geschützt nachsagen darf, er sei ein Unterstützer palästinensischen Terrors, hat eine kleine Gruppe nationalrätliche Palästinafans nach Palästina gebracht, um mit der Hamas zu reden. Da sie nicht auf israelischen Boden treten wollen, flogen sie nach Amman um von dort aus über den Jordan westwärts in Heiligen Land einzureisen. Vischers Reisearrangement beinhaltet die übliche Hirnwäsche über die von Israel gewollte Armut, die Strassensperren, Interviews mit Hamas-Vertretern und anderen uns Juden freundlich gesinnten Arabern, alles ausschliesslich in der Westbank, dem auch von mir „besetztes Gebiet“ genannten zukünftigen Palästina. Allerdings denke ich, dass dieser Staat wegen NR Daniel Vischer nicht zu früh erstehen darf, denn dann hätte er nichts mehr zu tun und müsste sich, ähnlich wie Jean Ziegler, eine neue Hass fördernde Nebenbeschäftigung suchen. Warten wir ab, wie sich das entwickelt.

Zum Thema des gar nicht mehr latenten sondern mutig offenen Antisemitismus und dem damit eng verbundenen Antizionismus gehört eine Definition des Rassisten als Menschentyp. Nach gründlicher Analyse der sozialpsychologischen Funktionen, wie Feindbild und Sündenbock, erfand ich eine kleine Zusammenfassung der Ursachen rassistischer Weltanschauung in sieben Punkten – nicht komplett, aber für einen Amateur doch recht sinnvoll und vor allem verständlich, da ohne Jargon:

1. Nur wer echtes Selbstbewusstsein hat, kann sich Toleranz leisten. Wem das Selbstbewusstsein fehlt, der benötigt Feindbilder.
2. Für Fremdenfeindlichkeit trifft zu: „Hasst du was, bist du was!“
3. Vorurteile zwischen Gruppen kann man mit einer Waage vergleichen: Was der Fremdgruppe negativ angelastet wird, erscheint bei der eigenen Gruppe positiv. Aufwertung durch Abwertung, Weißmalerei durch Schwarzmalerei.
4. Mit Vorurteilen kann man Verantwortung abschieben: Für das eigene Versagen oder für Frust wird ein anderer verantwortlich gemacht. Die andere Gruppe wird zum „Sündenbock“, zum "Feindbild".
5. Vorurteile zwischen Gruppen werden vor allem dann gefährlich, wenn kein Gleichgewicht der Kräfte besteht. Für Minderheiten kann das sehr bedrohlich werden. Steigt zum Beispiel die Arbeitslosigkeit, heißt es rasch: "Ausländer raus!"
6. Oft "bekriegen" sich Minderheiten untereinander. Da die „Hauptgruppe“ (die Mehrheit der Gesellschaft) zu stark ist, suchen sie sich eine andere Minderheit, eine „Außenseitergruppe“, als Gegnerin.
7. Jugendliche werden in ihren Vorurteilen durch Erwachsene bestärkt, die ähnlich denken, sich aber nicht trauen, es zu sagen.

Eines der Zitate von Mark Twain trifft auf den Menschentyp des Rassisten wunderbar zu: „Das Recht auf Dummheit gehört zur Garantie der freien Persönlichkeitsentfaltung“. Was Mark Twain nicht sagt, ist die gern vergessene Tatsache, dass durch rassistische Taten immer andere leiden und der Rassist meist nicht dafür geradestehen muss.

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