Freitag, 29. Februar 2008

Warten auf den Sturm

21.2.2008

Seit Tagen versprach uns der Wetterdienst Regen, Sturm und Schnee. Wir bereiteten uns einen Sturm der Windstärke 9 vor, stellten alle Pflanzentöpfe in den Windschatten und Lea fuhr sogar unseren Elektro-Golfwagen ins Haus, damit der Wind diesen nicht fort wirbeln würde, und lässt mich nur noch mit dem Auto fahren. Aber gestürmt hat es bisher noch nicht, wenigstens nicht in Zichron Ya’akov. Es regnete gelegentlich, dann scheint wieder für eine Stunde die Sonne. Schnee, so behauptet das Fernsehen, sei auf den Berg Hermon (2500 m) in der Golan, gefallen, ein wenig in Jerusalem und Umgebung. Damit scheint der israelische Wettergott seinen Winter abgeschlossen zu haben. Nur kalt und feucht ist es, aber dagegen kann man sich warm anziehen und das Haus heizen. Heute ist es wieder schön, nur noch nicht warm.

Wir warten auch auf einen anderen Sturm, den uns die Hisbullah als Gegengeschenk für das Ableben des Imad Mugniyah, ihrem Chef fürs Töten, versprochen hat. Jetzt warten wir besorgt wie sie sich revanchieren werden, für etwas, das Israel vielleicht gar nicht zu verantworten hat, doch wird es den Hisbullahis schon genügen zu wissen, dass sich Israelis über die Explosion in Damaskus gefreut haben. In der heissblütigen und in den Tod verliebten islamischen Welt ist logisches Denken weniger gefragt, den Verschwörungstheorien sind Trumpf. Leider haben sich auch in westlichen Ländern viele denkfaule Gutmenschen, die von mir gelegentlich, aber leidenschaftlich, beschrieben (manche sagen kritisiert) werden dieser Verhaltensweise angeschlossen. Eine jüdische Gutmenschin teilte mir mit, dass sie Israel liebe. Sie liebt es wohl zu Tode. Es gibt ja den Ausdruck in Englisch „Then they weep on our graves“ – zu Deutsch „Sie weinen über unseren Gräbern“ – eine wahre, aber mir zu weinerliche Bemerkung. Ich verstehe dieses Zitat so, dass wir Juden heiss geliebt werden, besonders in totem Zustand. Geschichtlich gesehen völlig richtig, aber eben ….. .Wie weit es stimmt, soll jeder für sich selbst entscheiden. Umfassend ist das Zitat bestimmt falsch, aber mit denen, auf die es zutrifft, müssen wir uns leider auch befassen - ob wir wollen oder nicht.

Von Hisbullah zur ebenso lieblichen Hamas. In Israel herrscht eine öffentliche Diskussion, ob man mit ihr, deren zwei einzige Ziele die Vernichtung Israels und das Erstellen eines islamischen Staats sind, einen Waffenstillstand aushandeln soll. Hamas soll dafür bereit sein. Der Grund dazu ist sehr durchsichtig, sie will sich für den Kampf gegen Israel neu organisieren und weiter aufrüsten. Dies zu ermöglichen, nach dem der Schmuggel immer schwerer Waffen über und unter der Erde heute schon stattfindet und Hamas in Gaza sich nicht scheut, diese zum Teil heute einzusetzen, wäre höchst unrealistisch und wird vor allem von Leuten mit ideologischen Scheuklappen vertreten. Eine tickende Zeitbombe, genau so, wie Verträge mit Hisbullah im Libanon, nach dem verunglückten und unfertigen Krieg dort im Sommer 2006, die Hisbollah intensiv weiter aufrüsten liess und sie heute eine Gefahr für ihr eigenes Land ist – weit mehr, als für Israel.

Warum sollte Israel ein zeitlich beschränktes Waffenstillstandsabkommen mit Hamas abschliessen? Haben Churchill oder Roosevelt mit Hitler Abkommen ausgehandelt? Muss die USA ein Abkommen mit Ben Laden suchen? Hitler war, im Gegensatz zu Hamas, Hisbullah und Iran gegenüber Israel heute, keine direkte Gefahr für die USA. Die Priorität war damals den Allierten klar – Hitler und Nazi-Deutschland musste zerstört werden. Nicht Deutschland und sein Volk, sondern die Nazis, ihre Ideologie und ihre Menschenvernichtungsmaschinerie, von der sich die heutigen Jihadisten so gerne ein Stück abschneiden möchten. Um, sprechen wir es doch klar aus, uns Juden und unseren Staat zu vernichten und statt dessen einen islamischen Schariahstaat zu errichten, der später auf den Rest der Welt ausgebreitet werden soll.
Darüber habe ich schon mit Freund Tovia gestritten. Man soll mit Hamas reden. Solange während dem Reden nicht geschossen wird, ist das zu begrüssen. Auch meint er, Israel brauche von niemandem, schon gar nicht von den Extremisten in Gaza, eine „Anerkennung“ als jüdischer Staat. Darauf können wir pfeifen, meint er und hat recht. Wie in jedem Rechtsstaat ist Israels Regierung allererste Pflicht, seine Bürger zu schützen. Der Schutz seiner Feinde, kommt in dieser Pflichtenliste, wenn überhaupt, weit unten vor. Das umsomehr, als es unsere Raketen schiessenden Cousins eigentlich völlig in ihrer eigenen Hand haben, israelische Verteidigungsmassnahmen zu vermeiden, nämlich mit dem einfachen „Trick“ aufzuhören mittels Raketen und Selbstmordterroristen Israelis umbringen zu wollen. Stattdessen, da bin ich mehr sehr sicher, würde Israel liebend gerne helfen, die palästinensische Wirtschaft aufzubauen statt Krieg zu spielen, die palästinensische Lebensqualität derjenigen Israels anzugleichen und gute nachbarliche Beziehungen zu fördern. Handelsbeziehungen und gute Nachbarschaft statt Religion sollten zur neuen Ideologie werden. Natürlich spielen da nicht alle jüdischen Israelis mit, rabiate Nationalisten, nicht nur Siedler der Westbank, unter denen es auch friedliche Leute gibt, haben unsere Religion ähnlich vereinnahmt, wie die Jihadisten die ihre, und pochen auf den lieben Gott und dessen biblische Versprechen. Statistisch gesehen sind sie weniger gewalttätig, ideologisch gesehen sind viele von ihnen aber ähnlich verbohrt wie die Jihadisten mit ihrem Judenhass.

Um Verträge abzuschliessen braucht es (mindestens) zwei Parteien, die sich gegenseitig und grundsätzlich akzeptieren. So weit sind wir in unserer Region heute noch nicht.